Appenzeller Bachtage 2022: Eine Region wird Musik

Sympathische Weltstars, hochkarätig besetzte Konzerte und viel Lokalkolorit: Die Appenzeller Bachtage 2022 waren ein voller Erfolg. Rund 5000 Besucherinnen und Besucher liessen sich von der Vielfalt der 17 Veranstaltungen an verschiedenen Orten im Appenzellerland inspirieren.

«Wir können auf ein gelungenes und gut besuchtes Festival zurückblicken», sagt Xoán Castiñeira, Geschäftsführer der J. S. Bach St. Gallen AG. Der Mix aus erstklassigen Konzerten, prominent besetzten Podien, unkonventionellen Formaten sowie Appenzeller Lokalkolorit kam bei den Besucherinnen und Besuchern – viele waren aus Deutschland angereist – bestens an. Mehrere Dutzend Gäste absolvierten das gesamte Programm. Sie liessen sich am Freitag nicht einmal vom Dauerregen davon abhalten, das Appenzellerland zu erkunden. Um dies nicht völlig durchnässt tun zu müssen, wurde aus der «Konzertwanderung» kurzfristig eine «Konzertfahrt» mit Extrabussen.

Impuls für aktuelle Diskussionen

Das Leitthema des fünftägigen Festivals lautete «licht und dunkel». Dieses war bereits für die Appenzeller Bachtage 2020 gedacht, die coronabedingt abgesagt werden mussten. Angesichts der momentanen Weltlage war das Motto jedoch aktueller denn je und floss in diverse Veranstaltungen ein. Etwa beim philosophischen Salon mit Peter Sloterdijk oder bei einer Podiumsdiskussion mit der deutschen Philosophin und Autorin Svenja Flaßpöhler sowie dem Schweizer Strafverteidiger Valentin Landmann.

Sympathische Weltstars

Kontrastreiche Glanzpunkte setzten die hochkarätig besetzten Konzerte. Besucherinnen und Besucher konnten aus einer Fülle von Stilrichtungen und Besetzungsgrössen wählen. Zwei der Highlights: das famos aufspielende Carmina Quartett und ein Cembaloabend mit Masaato und Masaki Suzuki. Die Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten das virtuose Tastenspiel des Vater-Sohn-Gespanns aus allernächster Nähe – und zwei sympathische Weltstars, die sich im Lindensaal in Teufen sichtlich wohlfühlten. Exzellent auch Chor und Orchester der J. S. Bach-Stiftung unter der Leitung von Rudolf Lutz. Dies nicht nur bei der Aufführung der Kantate «Es erhub sich ein Streit», sondern auch beim grossen Eröffnungskonzert in der Tonhalle St. Gallen mit Werken der Wiener Klassik. Das Konzert wird am 25. August 2022 um 20 Uhr auf SRF 2 Kultur in der Sendung «Weltklasse» ausgestrahlt.

Bereits 160 Kantaten aufgeführt

Das gesamte Vokalwerk Johann Sebastian Bachs (1685‒1750) aufführen, aufzeichnen und über Internet abrufbar machen ist der Kernauftrag der J. S. Bach-Stiftung St. Gallen. Im Zentrum stehen die monatlichen Aufführungen der rund 200 Kantaten. 160 sind bereits aufgeführt worden. Die Appenzeller Bachtage durchbrechen diesen Kantatenrhythmus und laden alle zwei Jahre ein, sich anders mit Bachs Musik zu beschäftigen. Aber auch mit auf ihn folgenden Komponisten und weiteren musikalischen Stilrichtungen. Daneben bietet das fünftägige Festival heimischen Akteuren und jungen Menschen ein Forum, sich musikalisch zu präsentieren. Bei den diesjährigen Bachtagen begeisterten die beiden Jugendprojekte «Youth for Bach» und «Nocturne» mit Können und Kreativität.