Componirstube der Thomasschule und Bach und der Choral – Gespräch und Musik
Angrenzend an die Dienstwohnung des Leipziger Thomaskantors befand sich dessen Amtszimmer, traditionell Componirstube genannt, die Bach zum Arbeiten und Unterrichten nutzte. Der Begriff Komponierstube stand zugleich sinnbildlich für jenen geistigen Ort, an dem die Grundlagen, Vorbilder, Techniken und Stilmittel zusammenflossen, derer sich Bach bei der Konzeption, Niederschrift und Überarbeitung seiner Werke bediente. Christoph Wolff, der langjährige Direktor des Bach-Archivs Leipzig und Professor an der Harvard-Universität, erkundete in seinem Vortrag – aufbauend auf jahrzehntelangen Forschungen und anhand konkreter Werkbeispiele – die geistigen Voraussetzungen und handwerklichen Dimensionen der Bach’schen Kompositionswerkstatt und führte damit auf ebenso kundige wie einprägsame Weise in das Thema der diesjährigen Appenzeller Bachtage ein.
Der Choral ist das Herzstück des reformierten Gottesdienstes und der Kantaten. Auch lange nach Bach stehen in Sinfonien und Kammermusik choralartige Passagen für Frömmigkeit und Gebet. Ein junges Streichquartett, das Atenea Quartet, griff begeistert zu einem Bach-Choral als Zugabe. Daraus wurde im Auftrag der J. S. Bach-Stiftung ein ganzes Programm, wo sich Choralsätze Bachs mit Werken von Komponisten verbinden, die Bach bewunderten. Das Programm wird am Donnerstagabend im Rahmen unseres Festivals uraufgeführt. In der Akademie II reflektierten Konrad Hummler und Arthur Godel, die dieses Projekt initiiert hatten, zusammen mit dem Quartett über die Wirkung des Chorals und Bach als Inspirator für Komponisten von Mozart bis Alban Berg.